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Von Romeo und Julia in der Paartherapie/Eheberatung

Paartherapie/Eheberatung als Prävention

Liebe. Alles beginnt mit der berühmten rosaroten Brille, den Schmetterlingen im Bauch, den ungezählten Anrufen und SMS, knisternder Leidenschaft, Aufregung, Sehnsucht, spielerischer Leichtigkeit… Sonnenuntergang. Das Paar küsst sich. Ende.
Ende? Wo Hollywood-Streifen einen Schlussstrich ziehen, beginnt für viele Menschen der Beziehungs-Alltag. Als Erwachsene wissen wir natürlich um den zweifelhaften Realitätsbezug von Liebesdarstellungen in Film, Fernsehen und Literatur – aber bleiben wir von diesen Vorstellungen tatsächlich gänzlich unberührt?
In einer auf Perfektion und Schönheit ausgerichteten und zum Teil sehr kurzlebigen Gesellschaft werden wir von Kindheit an mit Idealen konfrontiert, die unweigerlich auch unsere Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft mit beeinflussen.
Trotz allem was uns Vernunft und eigene Erfahrung sagen, erscheint uns doch die Phase der Verliebtheit, die oft mit romantischer Liebe per se gleichgesetzt wird, als deutlich reizvoller. Was wären schon Romeo und Julia, Bella und Edward oder Anastasia Steele und Christian Grey im Alltag? Statt ewig vereint im Tode oder gefährlicher Leidenschaft lieber Wäsche aufsammeln, belegtes Bad und Gewohntes im Schlafzimmer?
Schon unsere Sprache verrät sehr viel darüber, was wir mit längeren Beziehungen verbinden. Es gehe um Kompromisse, um Toleranz den Macken des anderen gegenüber, um das Ankämpfen gegen die Routine des Alltags und das Erlöschen der Leidenschaft – immer wieder hört man, man müsse bereit sein an seiner Beziehung zu arbeiten.
An seiner Beziehung arbeiten. Selbst wenn die eigentliche Intention hinter dieser Formulierung eine sehr positive ist, so machen diese Worte nicht gerade Lust auf mehr. Arbeit klingt im ersten Moment einmal nach Anstrengung, nach Pflicht und nach der Notwendigkeit, etwas Unpassendes wieder passend zu machen oder ein Defizit beheben zu müssen.
Sich mit sich selbst, dem Partner und der gemeinsamen Beziehung intensiv auseinanderzusetzen,  kann auch Ängste auslösen. Gerade hier beginnen oft die oben erwähnten Idealvorstellungen von Liebe und Partnerschaft und damit verbundene Erwartungshaltungen dazwischen zu funken: Stimmt etwas mit meiner Beziehung nicht? Wenn es wirklich der richtige Partner ist, sollte alles nicht viel einfacher sein?
Aber auch Selbstzweifel, Verlust- und Bindungsängste können dann an die Oberfläche treten. Manche Menschen scheuen so sehr die damit verbundenen Herausforderungen, dass sie eher die Flucht ergreifen als damit konfrontiert zu werden. Ewig im Traum von Romeo und Julia gefangen, laufen sie niemals Gefahr verletzt zu werden, trennen sich, weil es zu schwierig wird, weil die oft enttäuschende Realität kaum mit den Idealvorstellungen mithalten kann. Gleichsam kommen sie so aber auch niemals zur Ruhe und verpassen viele Gelegenheiten zu wachsen und sich persönlich weiterzuentwickeln, da ihre Beziehungen oft nur an der Oberfläche kratzen. Gerade in diesen Fällen kann ein Paartherapeut / Eheberater sehr dabei unterstützen, wenig
hilfreiche Denkmuster aufzulösen oder den Ursachen für tief sitzende Ängste auf die Spur zu kommen.
In vielen Beziehungen haben die Partner in der Routine des Alltags aber einfach nur an Aufmerksamkeit für den anderen und für ihre eigenen Bedürfnisse eingebüßt. Trotz guten Willens ist eine Annäherung dann oftmals schwieriger als gedacht, da echte Nähe, erotische Spannung oder eine gute Kommunikation erst wieder entstehen müssen. An der Beziehung zu arbeiten bedeutet in diesen Fällen tatsächlich wieder viel von dem aufzuholen, das man verabsäumte zu tun (z.B. Zeit füreinander zu reservieren). Wird der Gedanke, einen Paartherapeuten aufzusuchen, zum ersten Mal in den Mund genommen, so wird dies von vielen Paaren fast schon als eine persönliche Niederlage, als ein Scheitern empfunden. „Wir haben es nicht geschafft.“
Tatsächlich ist ein Paartherapeut oder Eheberater aber nicht nur eine Option für den Notfall und die Entscheidung, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, keinesfalls mit dem Einstellen eines fahruntüchtigen Autos in die Werkstätte gleichzusetzen.
Wenn Arbeit an der Beziehung nicht mehr als Reparatur sondern als Möglichkeit gemeinsam zu lernen, gemeinsam zu wachsen und sich persönlich weiterzuentwickeln verstanden wird, dann kann dies auch zu etwas sehr Bereicherndem und Spannendem werden. Paartherapie / Eheberatung kann in vielen Fällen einen optimalen Rahmen dafür bieten. Schwieriges in einem geschützten Raum und mittels professioneller Begleitung aus- und anzusprechen, kann sehr befreiend sein und viele positive Entwicklungen in Gang setzen. Eine Paartherapie oder Eheberatung kann eine Möglichkeit sein, sich nicht nur wieder neu kennen zu lernen, sondern einander vielleicht sogar besser zu verstehen, als man es auch in den besten Zeiten tat.
Langjährige Beziehungen mögen zwar in vielen Fällen nicht an die leidenschaftliche, verzehrende Liebesvorstellung von Romeo und Julia herankommen – aber sie bieten uns die einmalige Chance, so viel mehr über uns selbst herauszufinden und dabei über uns selbst hinauszuwachsen.

Systemische Paartherapie Wien. Systemische Eheberatung Wien.

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