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Beziehung im Lockdown – Soziale Isolation als Beziehungskiller

Zeit für sich selbst zu haben und auch zu nutzen.

 Bereits ein Jahr befinden wir uns in einem mal mehr, mal weniger starken Lockdown und entsprechend in sozialer Isolation. Bis auf die direkte Familie ist der Kontakt zu unseren Freunden und Verwandten deutlich eingeschränkt, was auch Einfluss auf die Möglichkeit des emotionalen Ausgleichs genommen hat. Statt Büroalltag wird Homeoffice, Arbeitslosigkeitund Kurzarbeit zur Norm, was die übliche Abwechslung an sozialen Interaktionen nochweiter einschränkt. Das eigene zu Hause wandelt sich vom gewohnten Rückzugsort vorfremden Reizen zum persönlichen Gefängnis. Dass dies auch die Beziehungen zu den"Mitinsassen" strapaziert, welche zum einzigen physischen menschlichen Kontakt gewordensind, ist eine Frage der Zeit.

Keine Auszeit, keine Distanz – Unsicherheit und Zukunftsangst in derPaartherapie und Eheberatung

Selbst wenn wir unsere Partner bereits vor dem Lockdown gut kannten und jede erdenkliche Minute mit ihnen verbrachten, waren dies meist doch nur die Abendstunden sowie die Wochenenden. Unter der Woche verbrachten Paare vor Corona vergleichsweise wenig Zeitmiteinander, was sich wie wir wissen stark verändert hat. Jeden Tag jede einzelne Stunde miteinander zu verbringen zeigt nicht nur deutlicher auf als uns lieb ist, welche Angewohnheiten und Eigenschaften wir nicht so sehr an unseren Liebsten schätzen, fehlende Abwechslung in sozialen Kontakten bringt auch Langeweile. Da es keine Möglichkeiten gibt, die Freizeit gänzlich entsprechend unserer Vorlieben zu gestalten, kann auch der eingeschränkte Beschäftigungsradius dazu beitragen, dass uns langweilig ist. Das Problem daran ist, dass unser Gehirn darauf programmiert ist, unsere Umgebung zu verbessern. Dies kann es jedoch nur dann tun, wenn es die Fehler darin findet. Da wir in der Regel vermeiden, eigene Fehler anzusehen, suchen wir sie entsprechend bei anderen, was bei fehlenden Ausweichmöglichkeiten wiederum zum Anstieg von Spannungen in der Beziehung führt. Sie sehen sicherlich, wie dieser Teufelskreis mit fortschreitender Dauer der Ausgangssperre immer größere Spiralen zieht und so das Konfliktpotential schnell steigen kann. Aus diesem Grund ist häufig das Gespräch mit einer beziehungsexternen Person,beispielsweise auf professioneller Ebene mit einem Paartherapeuten lohnend. Im virtuellen Einzelgespräch mit Beziehungsexperten können alle störenden Gedanken lautausgesprochen werden und so ein wenig der sich aufbauende Druck herausgenommen werden. Im Gespräch mit Therapeuten und Partner können in Folge gemeinsam Lösungsansätze und Strategien zum Konfliktumgang besprochen werden. Wichtig ist hierbei auch die eigenen Unsicherheiten zu betrachten und herauszufinden, welche Ängste das eigene Verhalten und die eigene Gereiztheit möglicherweise noch steigern. Finden Sie nicht nur bei Konflikt, sondern auch im täglichen Umgang Möglichkeiten, sich voneinander zurückzuziehen oder sich gegenseitig Raum zu geben. Sollten die räumlichenGegebenheiten keine tatsächliche Trennung  zulassen, empfehle ich als Paartherapeut als schnellste Lösung beide Partner mit Kopfhörern auszustatten und sich täglich für einen ausgemachten Zeitraum völlig zu ignorieren. Ob Sie in dieser Zeit einen Film ansehen, Musik hören oder einfach nur die Stille genießen bleibt gänzlich Ihnen überlassen. Wichtig ist einzig die Abschottung von allen übrigen Personen im Haushalt, um Zeit für sich selbst zu haben und auch zu nutzen. Wenn es möglich ist, sich in ein getrenntes Zimmer zurückzuziehen,kann die Erholung nochmals deutlich besser und auch ohne Kopfhörer stattfinden.

Stützen in Krisenzeiten – Gegenseitig zuhören und ernst nehmen

Auch wenn von verschiedenen Seiten das Coronavirus als unterschiedlich bedrohlich wahrgenommen wird und auch die Maßnahmen individuell beurteilt werden, sollten wir uns alle im Umgang mit unseren Mitmenschen eingestehen, dass diese Pandemie uns negativ beeinflusst. Neben den Einschränkungen im Alltag herrscht zusehends Unsicherheit bis hinzu Angst vor der Zukunft und der eigenen wirtschaftlichen Existenz. Diese Themen sollten auch Platz haben in der Partnerschaft oder Ehe, denn der Ausdruck von Sorgen kann unsere emotionale Belastung durch die Situation verbessern. In Folge lässt sich durch miteinander sprechen die eigene Gereiztheit besser kontrollieren und Stress abbauen. Dabei ist es wichtig einzuräumen, dass jede Sorge – egal ob realistisch, bereits eingetreten oder in ferner Zukunft, klein oder groß – den Raum erhält, den sie im Kopf des Sorgenträgers in dem Moment einnimmt. Durch das Teilen von belastenden Gedanken kann auch die Partnerschaft wieder inniger werden, denn der Partner wird in solchen Situationen zum Vertrauten. Er sollte der Sorge zuhören und versuchen durch gemeinsames Besprechen und Suchen von Lösungen oder Strategien zur Verbesserung der Auswirkungen beizutragen.Durch dieses gegenseitige Stützen in Krisenzeiten können Paare gegenseitig zum Komplizen werden im Versuch der Belastungen Herr zu werden. Bedenken Sie dabei immer, dass auch das gemeinsame "Bewundern eines Problems" einen Akt der Gemeinsamkeit darstellt und ebenfalls wichtig ist, solange keine Lösung in Sicht ist. Schrecken Sie jedoch nie zurück,professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie selbst nicht mehr weiterwissen oderauch Ihr Partner sich aus der Krise nicht mehr hinaussieht.

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