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Schädliche Beziehungsmuster – von Rettern, Rittern und Kümmerern in der Paartherapie und Eheberatun

Die gute Tat wird also zum Selbstzweck. In der Paartherapie und Eheberatung stellt sich nicht selten heraus, dass diese Verhaltensweisen aus einem angeschlagenen Selbstwertgefühl resultieren.

In meinem letzten Blog-Eintrag bin ich näher darauf eingegangen warum Menschen in Beziehungen trotz redlicher Bemühungen aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen immer wieder mit ähnlichen Themen zu kämpfen haben. Schädliche Verhaltensmuster in Beziehungen so das Fazit, sind, selbst wenn sie überhaupt als solche erkannt werden, oft hartnäckiger und beständiger als uns lieb ist. Ich möchte aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung nun einige häufige Verhaltensmuster unter die Lupe nehmen.

Retter, zu Ihren Diensten – Paartherapie und Eheberatung

Notorische Ritter und Retter zeichnen sich dadurch aus, dass sie jegliches Unheil von ihrem Partner fernzuhalten versuchen, selbst wenn sie sich dafür selbst aufopfern müssen. Während andere von wiederholten Schwierigkeiten des Partners abgeschreckt werden und sich irgendwann abzugrenzen beginnen, scheinen Ritter und Retter mit der Herausforderung zu wachsen und von dieser geradezu magisch angezogen zu werden. Als Paartherapeut und Eheberater erlebe ich in der Praxis, dass Freunde und Bekannte sich daher nicht selten wundern, dass sich Betroffene immer wieder in schwierigen und komplexen Beziehungen verheddern.
Was hehr und nobel klingt, ist bei näherer Betrachtung aber möglicherweise gar nicht so selbstlos wie es den Anschein macht. Denn obwohl es so scheint, als würde ein Partner weitaus mehr in die Beziehung investieren als der andere, so besteht dieses Ungleichgewicht nur oberflächlich. Tatsächlich braucht der Retter den zu Rettenden aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung nämlich oft genauso wie der zu Rettende den Retter. Es ist selbstverständlich nichts Verwerfliches daran, dem Partner in schwierigen Zeiten beizustehen und sich im Anschluss über Anerkennung und Dankbarkeit zu freuen. Notorische Ritter und Retter profilieren und definieren sich jedoch über ihre Hilfsbereitschaft und Unterstützung, denn es nährt ihren Selbstwert und verleiht ihnen ein Gefühl der Stärke und (moralischen) Überlegenheit.

Wer rettet den Ritter? – Paartherapie und Eheberatung

Die gute Tat wird also zum Selbstzweck. In der Paartherapie und Eheberatung stellt sich nicht selten heraus, dass diese Verhaltensweisen aus einem angeschlagenen Selbstwertgefühl resultieren. Eigentlich müsste man also fragen: Wer rettet den Ritter?
Während aus systemischer Sicht derartig gelagerte Partnerschaften oft über lange Zeiträume durchaus stabil sein können, handelt es sich letztlich doch um dysfunktionale also schädliche Verhaltensmuster. Denn während das Retten für den einen Partner zur Abhängigkeit wird, so wird die andere Seite paradoxerweise zu erlernter Hilflosigkeit erzogen. Denn während nachhaltige Hilfe immer Hilfe zur Selbsthilfe ist, so ist genau dieser Zustand für den notorischen Retter eigentlich nicht erstrebenswert, schließlich macht sich der Ritter mit der Erstarkung des Partners quasi selbst arbeitslos.
Paare suchen Paartherapie und Eheberatung häufig dann auf, wenn sich ein solch neue Beziehungsdynamik entwickelt. Sobald der Retter seine Rolle nicht mehr wahrnehmen kann, besteht auch die Gefahr, dass der Kitt zerbröselt, der die Beziehung zusammen hielt. Möglicherweise emanzipiert sich der Partner ganz bewusst während sich der Retter frustriert und desillusioniert ob seiner früheren Taten und der nun wahrgenommenen Undankbarkeit langsam zurückzieht. Paartherapie und Eheberatung kann bei der Errichtung eines neuen, tragfähigen Fundaments für die Beziehung unterstützen. Zielsetzung ist es dabei, aus den zweidimensionalen und limitierenden Rollen auszusteigen, echtes Selbstbewusstsein aufzubauen und Eigenverantwortung und eine gesunde Abgrenzung in den Mittelpunkt zu stellen.

Mein Partner, mein Kind – Paartherapie und Eheberatung

Ein mit dem Retter/Ritter verwandtes Verhaltensmuster ist jenes des Kümmerers. Auch hier steht die bedingungslose Aufopferung für den Partner im Vordergrund, indem dieser mit Dienstleistungen verschiedenster Art geradezu überschüttet wird. Häufig werden dem oder der Liebsten dabei lästige Alltagsaufgaben (etwa Kochen, Bügeln, Putzen) abgenommen, was von außen betrachtet an eine fast schon väterliche oder mütterliche Interaktion erinnert. In der Paartherapie und Eheberatung stellt sich oft schnell heraus, dass die Verantwortung und damit auch die Stressbelastung zwischen den Partnern dadurch sehr ungleich verteilt sind. Kümmerer nehmen dieses Ungleichgewicht aber durchaus gerne auf sich, da sie sich in der Rolle des aufopfernden Leistungsträgers eigentlich gefallen.

Mit Liebe ersticken – Paartherapie und Eheberatung

Wie auch beim Retter/Ritter hat das Kümmern um den Partner also eine funktionale Bedeutung, die über gewöhnliche Hilfsbereitschaft und Zuneigung weit hinausgeht. Aus Sicht der Paartherapie kann dies unterschiedliche Ursachen haben: Oft stecken hinter dem Verhalten Verlustängste (Bindung des Partners an sich) oder ein verqueres Verständnis von Liebe und Leistung, indem Liebe mit Leistung gleichgesetzt wird. Auch ein Hang zum Perfektionismus sowie ein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis können solche Verhaltensmuster begünstigen.
Die schädlichen Auswirkungen einer solchen Beziehungsform liegen auf der Hand: Trotz des psychologischen Mehrwertes (Selbstwertgewinn) ist der Kümmerer einer konstant hohen Belastung ausgesetzt, was sich auch in Form von Gereiztheit und Aggressivität bis hin zu psychischen Erkrankungen niederschlagen kann. Für die Beziehung ist ausschlaggebend, dass gegenseitiger Respekt fast zwangsläufig verloren geht, da es sich um keine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe handelt. In der Paartherapie und Eheberatung wird Verantwortungs-Abgabe, Selbstverantwortung und der Aufbau eines nicht nur auf Leistung aufbauenden Selbst- und Beziehungsbildes gefördert.

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